Polystyrol-Fassade (Styropor) kann schnell brennen

Vorsicht: Die Polystyrol-Fassade kann brennen!

Polystyrol-Fassade - Nach wie vor ein ernstzunehmendes Thema!

Die Bauminister der verschiedenen Bundesländer warnen vor Polystyrol-Dämmplatten (Styropor), da diese brennen können. Diese Erkenntnis wurde in einem Merkblatt, das auf der Homepage der Bauministerkonferenz am 22.07.2015 veröffentlicht worden ist, bekanntgegeben. Hauptsächlich geht es in diesem Merkblatt, das mittlerweile auch auf der Homepage des staatlichen Deutschen Instituts für Bautechnik veröffentlicht wurde, um die Feuer- bzw. Brandgefahr, die von installierter Wärmedämmung ausgehen kann. Und weiter: Zukünftig könnte großer Streit zwischen Vermieter und Mieter drohen. Millionen Hausbesitzer in Deutschland müssen eventuell mit hohen Kosten rechnen. Warum? In einigen Fällen ist es bereits vorgekommen, dass Fassaden, die mit dem Wärmedämmverbundsystemen aus Polystyrol in Brand geraten sind. Das hatte in der Politik sowie in der Industrie lange niemand glauben wollen. Doch so sieht leider mittlerweile die Realität aus.

Polystyrol-Fassade: Zulassungen müssen erneuert werden!

Nun gilt es zu handeln und die ersten Politiker ziehen aus dieser gewonnen Erkenntnis bereits erste Konsequenzen. Die Zulassungen für dieses Material in Verbindung mit dem WDV-System muss in den nächsten Wochen und Monaten grundlegend neu überdacht bzw. geändert werden. Polystyrol ist zweifellos das günstigste Material für diese Aufgabe, aber schlicht, einfach und ergreifend nicht mehr sicher genug. Darüber hinaus wird es dementsprechende Verhaltensregel geben, die für Besitzer und Bewohner von Häusern gelten werden, die schon in gedämmten Häusern leben bzw. solche besitzen. Hier wird beispielsweise an einen "Mindestabstand von drei Metern zur Fassade" appelliert. Auch Mülltonnen aus Kunststoff müssen bald in einem nicht brennbaren Behälter (z.B. Beton oder Stahl) untergebracht werden. Wenn der Dämmstoff erst einmal brennt, bleibt der Feuerwehr nur wenig Zeit das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Es geht bei Polystyrol-Fassaden, die brennen, nicht um Einzelfälle. Die Feuerwehr aus Frankfurt hat mehr als 70 Ereignisse im Bundesgebiet gezählt, bei denen die Fassade bzw. die Dämmstoffe eine erhebliche Rolle gespielt haben. Einige dieser Brände forderten Todesopfer (Großbrand in Berlin im Jahre 2005) oder machten im Handumdrehen 200 Menschen obdachlos (Großbrand in Delmenhorst im Jahre 2011). Der Frankfurter Feuerwehrchef Reinhard Ries forderte nach einem weiteren Großbrand 2012 in Frankfurt, dass der Polystyrol-Dämmstoff umgehend überprüft werden müsse und wichtig hierbei ist: unabhängig und objektiv! Die Hersteller verschiedener Polystyrol-Dämmstoffe haben bisher die vom DIBT geforderten Zulassungstests selbst in Auftrag gegeben und diese bezahlt.

Test der Feuerwehr gibt erschreckende Erkenntnisse

Die bereits angesprochenen Bauminister haben eine unabhängige Gruppe von Brandexperten berufen, die es sich zur Aufgabe gemacht habt die Brände genauer zu untersuchen. Interessant ist, dass diese Gruppe ohne Beteiligung der Industrie ins Leben gerufen worden ist und somit völlig objektiv agiert. Im Jahre 2014 hat diese Gruppe einen Brandversuch unternommen, bei dem ein 200 kg schwerer Holzstapel unter einem handelsübliches Wärmedämmverbundsystem in Brand gesteckt worden ist. Eigentlich hätte das Dämm-System aus Polystyrol und Putz 20 Minuten den Flammen standhalten sollen. Bereits nach 11 Minuten öffnete sich das WDV-System und ging komplett in Flammen auf. Wäre dies ein Ernstfall gewesen, hätte die Feuerwehr keine Zeit gehabt, diesen Brand zu löschen. Polystyrol ist ein auf Ölbasis hergestelltes Material, das durch die aufkommende Hitze schmilzt und sich an der Brandquelle im Bereich des Sockels, also am 200 kg schweren Holzstapel, entzünden kann. Dadurch nimmt die Brandlast noch einmal deutlich zu. Wie man dies verhindern könnte zeigten anschließend weitere Test der Brandexperten: Mit zwei zusätzlichen ca. 20cm breiten Brandriegeln aus nicht brennbarer Steinwolle im Sockelbereich. Diese Brandriegel sind bei jedem zweiten Stockwerk mittlerweile vorgeschrieben. Üblich ist es bisher gewesen, dass diese Brandriegel verklebt werden, doch diese müssen verdübelt werden, da sich diese Maßnahmen bewährt haben. Der Leiter der Brandexperten-Gruppe Gerhard Scheuermann sagt dazu: "Das System hielt den Flammen stand." Aus diesem Grund haben die Bauminister im 4. Quartal 2014 beschlossen, dass die zusätzlichen Brandriegel bei Neubauten und Modernisierungen Pflicht werden sollen. Das DIBT hat bis heute diese Maßgabe nur in Form von "unverbindlichen Hinweisen" publiziert, da ca. 300 Zulassungen geändert werden müssen und dies viel Zeit kostet. Doch die meisten Bauherren würden sich erfreulicherweise bereits freiwillig mit den neuen Richtlinien vertraut machen.