Feuerwehr Bochum: Brandversuch bei Dämmung

Brennbare Dämmung? Ein Test der Feuerwehr Bochum

Am vergangenen Mittwoch (19.08.2015) waren wir mit unseren Kunden bei einer Veranstaltung zum Thema "Brandversuche mit Dämmung". Die Feuerwehr Bochum (Bochum Wattenscheid Feuer- und Rettungswache 1) hat Brandversuche mit verschiedenen Dämmstoffen durchgeführt und den Schulungsteilnehmern die Gefahr von Polystyrol- und Polyurethan-Dämmplatten aufgezeigt. Polystyrol, besser bekannt als Styropor, wirkt sich brandbeschleunigend aus und ist eine Gefahr, die viele Bauherren und Planer unterschätzen. Auch Polyurethan-Dämmplatten sind gefährlich!

Video: "Schwerentflammbare" Dämmstoffplatten? Von wegen!

Dieses Video wurde am 19.08.2015 bei der Feuerwehr in Bochum aufgenommen

Polystyrol wirkt brandbeschleunigend!

Bei dem Experiment, das die Feuerwehr Bochum durchgeführt und organisiert hat, wurden drei verschiedene Dämmstoffplatten beflammt, zu erst direkt, danach indirekt auf einem Stahltrapezblech. Die 1. Dämmstoffplatte, die mit einem handelsüblichen Gasbrenner direkt beflammt worden ist, war eine Polystyrol-Dämmstoffplatte (Styropor, EPS). Nach wenigen Sekunden war die Dämmplatte geschmolzen und ein großes Loch tat sich in der Mitte auf. Die 2. Platte war eine Polyurethan-Dämmplatte, die im Volksmund auch "PU-Dämmung" bzw. nach DIN "PUR-Dämmung" genannt wird. Diese Platte ist aluminiumkaschiert und löste sich nicht so schnell auf wie die Styropor-Platte zuvor. Allerdings bildet sich hierbei Blausäure, die aus dem Dämmstoff heraustritt. Dieser Vorgang geschieht durch das Zusammenwirken von Stickstoff und dem PUR-Material. Durch Einwirkung von Kohlenmonoxid und Flammenschutzmittel entstehen hierbei weiter toxische Brandgasse, die ein hohes Geruchsgefährdungspotential bieten. Sollte es zu einem Brand mit PUR-Dämmung, angenommen in Ihren vier Wänden kommen, gestaltet sich die Entsorgung der stofflichen und energetischen Verwertung also äußerst schwierig und problematisch.

Bei der dritten Dämmplatte handelte es sich um ein Dämmprodukt aus Steinwolle. Steinwolle gilt als "nicht brennbar"! Zu diesem Ergebnis ist die Feuerwehr Bochum ebenfalls gekommen, wie die Tests zeigen! Die Randbereiche der Dämmplatte können unmittelbar nach dem "Beflammungsvorgang" schon angefasst werden. Die Rückseite der Dämmplatte ist kalt. Man sieht also sofort, dass die Wärme, Hitze oder sogar die Flammen dem Material nichts anhaben können.
Nicht brennbare Dämmstoffe? Feuerwehr Bochum testet!

Vor der direkten Beflammung durch die Feuerwehr

Die Feuerwehr Bochum hat nicht brennbare Dämmstoffe getestet

Das Ergebnis NACH der Beflammung

Unser Fazit

  • 1. Dämmplatte (Polystyrol, Styropor, EPS) - wirkt brandbeschleunigend & fängt schnell zu schmelzen
  • 2. Dämmplatten (Polyurethan, PU, PUR) - hält den Flammen zwar stand, aber setzt Blausäure frei
  • 3. Dämmplatte (Steinwolle) - hält den Flammen und der Hitze stand! Unsere Empfehlung!

Sicher haben diese Baustoffe wie Polystyrol und Polyurethan-Dämmung auch ihre Vorteile. Doch wenn es um das Thema Brandschutz geht, bzw. Ihnen dieses Thema am Herzen liegt, sollten Sie genau überlegen, welche Baustoffe Sie für Ihr Dach bzw. für Ihre Fassade verwenden möchten. Wir sind ehrlich gesagt schockiert darüber, dass solche Materialien bauauf­sichtlich zugelassen worden sind und die Baustoffklasse B1 für "schwerentflammbar" besitzen. Auch bei der Polyurethan-Dämmung ist größte Vorsicht geboten, denn im Brandfall kann hochtoxische Blausäure entstehen und freigesetzt werden. Hören Sie bei der Wahl der Dämmstoffe auf Ihr Bauchgefühl und achten Sie nicht nur auf den Preis!

Brandversuch hautnah - Feuerwerhr Bochum

Thomas Eming (Gebäudeenergieberater), Jan-Philipp Scherwat (Firma Scherwat), Othmar Berends (Zimmerei Behrends), Lars Kumpmann (Firma Scherwat), Jacek Stanny (Architekt), Kay Wagner (Architekt) [von links]

Ein Fotoalbum des Veranstaltungstages bei der Bochumer Feuerweher finden Sie auf unserer Facebook-Seite oder direkt hier.